Thesenpapier zur Corona-Pandemie
Aktualisiert: 21. Sept. 2021
+++ NETZFUND +++
Am 29. August haben acht Experten aus dem Gesundheitsbereich ein Thesenpapier zur Corona-Pandemie veröffentlicht.
Auf 151 Seiten sezieren die Autoren (Mediziner, Universitätsprofessoren oder Vertreter medizinischer Interessenverbände) die Corona-Maßnahmen und -Mythen der letzten anderthalb Jahre und fordern dringlich ein Umdenken im Umgang mit dem Virus. Es ist bereits das achte Thesenpapier der „Autorengruppe zu Corona“, die sich zu Beginn der Pandemie im März 2020 gegründet hat. Für Aufsehen sorgte vor allem das „Schrappe-Papier“ zur verfälschten Daten über Corona auf den Intensivbetten. Unter den Unterzeichnern ist auch Franz Knieps, Vorstand im Dachverband der Betriebskrankenkassen. Im Folgenden die wichtigsten Aussagen aus dem neuen Papier:
„Wir verfügen über zahlreiche Zahlen zum Virus, aber wir verstehen nicht das Geringste“. heißt es da etwa. Den Verlauf der Pandemie an einzelnen Parametern („Inzidenz“, „Hospitalisierungsrate“) zu bemessen, sowie auf einseitige Lösungsansätze (Impfkampagne) zu vertrauen, sei Irrsinn. Stattdessen wäre notwendig, über die „wesensmäßigen Eigenschaften“ der Pandemie (z.B. Altersabhängigkeit) und die Wirksamkeit von Interventionen (z.B. Schulschließungen) zu forschen.
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Die neu eingeführte, jetzt maßgebliche „Hospitalisierungrate“ erhält von den Experten ein ebenso schlechtes Zeugnis wie die bisher politisch herausgestellte 7-Tage-Inzidenz. Die Zahl der Krankenhausaufnahmen liefere zwar in der Altersgruppe der 36- bis 65-Jährigen wichtige Informationen – bei älteren und jüngeren Patienten aber nicht, da diese grundsätzlich seltener ins Krankenhaus eingeliefert werden würden.
Eine Alternative wären „Multidimensionale Indikatoren-Sets“. Das Autorenteam stellt selbst eine Meldesystem vor, das, aufgeteilt in unterschiedliche Altersgruppen, spezifische Angaben zu folgenden Indikatoren macht: Impfstatus, Nebenerkrankungen, sozioökonomische Faktoren, Positivitätsrate, Testfrequenz sowie Hospitalisierung, Intensivbettenbelegung und Beatmungspflichtigkeit.
Die Unterscheidung nach Altersklassen spielt dem Papier zufolge ohnehin eine zu geringe Rolle. Kinder und Jugendliche seien die „großen Verlierer der Pandemie“, stellen die Experten fest: Sie erkranken nur selten und tendenziell harmlos, sind aber dennoch am folgenschwersten von den Corona-Maßnahmen betroffen. Hier fassen die Autoren in großem Umfang Studienergebnisse zusammen und bewerten ergriffene Maßnahmen. Die Aussagen im Detail:
Bei einer Corona-Infektion sind Kinder und Jugendliche entweder asymptomatisch oder haben nur einen milden Krankheitsverlauf – verfügen aber dennoch über einen langfristigen Immunschutz. Weniger als ein Prozent aller Kinder und Jugendlichen mit einer Corona-Infektion mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ein tödlicher Verlauf ist extrem selten.
Es wird in diesem Herbst mit einem Anstieg des relativen Anteils der Kinder und Jugendlichen am Infektionsgeschehen gerechnet – ob dieser sich aber in absoluten Zahlen bemerkbar machen wird, sei fraglich. Es ist außerdem unwahrscheinlich, dass mit dem relativen Anstieg mehr schwere oder tödliche Verläufe einhergehen werden.
Die Corona-Maßnahmen und ihre Folgen („Schul- und Kindergartenschließungen, Fehlernährung, Bewegungsmangel und erhöhter Medienkonsum“) haben zu einem „deutlich erhöhten gesundheitlichen Risiko“ für die Kinder und Jugendlichen geführt. Außerdem haben „psychische Erkrankungen, Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche, sexueller Missbrauch und Kinderpornographie“ beträchtlich zugenommen.
„Schulen sind keine Hotspots.“ Nur selten haben Infektionsketten hier begonnen, vielmehr wurden Infektionen in die Schulen hineingetragen.
Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz dafür, dass Reihentestungen, Quarantäneregeln und Maskenpflicht für Schüler das Infektionsgeschehen beeinflussen. Die Maßnahmen sind „hinsichtlich der Risiko-, Aufwands- und Nutzenbewertung weder geeignet noch verhältnismäßig“.
Auf Kinder und Jugendliche wirkt ein großer Impfdruck, der nicht durch die reale Gefahr einer Erkrankung hervorgerufen wurde (siehe oben), sondern durch eine „Politik, die den Lebensalltag der Heranwachsenden in einem unverhältnismäßigen Ausmaß einschränkt“.
Zuletzt diskutieren die Autoren eine Auswahl verschiedener Fehlentwicklungen und -entscheidungen in Politik und Gesellschaft. Die Rollenverteilung von beratender Wissenschaft, entscheidender Politik und kommentierenden Medien sei von allen Seiten verwischt worden: „Von Medien, die für sich in Anspruch nahmen, zwischen guten und schlechten Virologen zu unterscheiden, um letztere aktiv zu bekämpfen, sich also als Instanz der Ab- und Zuerkennung wissenschaftlicher Reputation gerierten; von einer Politik, die sich mit ihrer Berufung auf die Wissenschaft ihrer politischen Begründungspflicht zu entledigen und zugleich Kritiker moralisch ins Abseits zu stellen suchte, und von Wissenschaftlern, die bereitwillig zur Verfügung standen, politischem ‚Dilettantismus … ein Mäntelchen des Rationalen überzuwerfen‘.“
Erwähnenswert ist außerdem ein kämpferisches Appell für den Rechtsstaat: Die „Wiedereinsetzung der Grundrechte [ist] als unbedingtes Ziel zu bezeichnen. […] Versuche, über die Argumentation „Gesundheitsschutz“ und „Epidemie- Bekämpfung“ Instrumente der fortgesetzten Orts- und Kontaktkontrolle der Bürgerinnen und Bürger in digitaler Form zu etablieren, [sind] abzulehnen und müssen sofort beendet werden.“
Lange Zeit haben Gesundheitsexperten aus der ersten Reihe immer einen fast übertrieben verständnisvollen Ton aufgelegt, wenn es um die Corona-Politik der Regierung ging. Das ist hier anders: Die Kritik ist vernichtend. Sie zeigt die vermeintlich wissenschaftsfreundliche Politik aus dem Kanzleramt als Aneinanderreihung von leichtsinnigen Fehleinschätzungen, hervorgerufen durch mangelndes Interesse an der Wirklichkeit. Die Autoren machen klar, dass es eben nicht die Regierung ist, die der Wissenschaft folgt, sondern dass im Gegenteil die Wissenschaft durch die Politik auf Linie gezwungen wird. Das Virus, so die Autoren, habe auch die Gesellschaft
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